Stellungnahme zu „Emma u.a. gegen freie Meinungsäußerung einer Sexarbeiter*in - SLAPP“ - bufas e.V.
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Stellungnahme zu „Emma u.a. gegen freie Meinungsäußerung einer Sexarbeiter*in – SLAPP“

Stellungnahme zu „Emma u.a. gegen freie Meinungsäußerung einer Sexarbeiter*in – SLAPP“

Derzeit läuft gegen Bufas-Beirät*in Ruby Rebelde eine SLAPP-Kampagne einiger Mitgliedsorganisationen des ‚Bündnis Nordisches Modell‘ und der EMMA Frauenverlags GmbH in Form einer strafbewehrten Unterlassungsaufforderung mit Androhung einer Verleumdungsklage. Im Zusammenhang mit dem Fachvortrag zum Thema „Sexarbeitsfeindlichkeit und Antifeminismus“ auf dem Fachtag der ‚Initiative Respekt und Schutz für Sexarbeiter*innen‘ am 12.5.2023 wies Ruby Rebelde auf sexarbeitsfeindliche Argumentationen hin. Informationen unter Stellungnahme Ruby Rebelde

Der bufaS e.V. erklärt sich ausnahmslos solidarisch mit Ruby Rebelde und unterstützt das gesellschaftspolitische Engagement insbesondere das Sichtbarmachen struktureller und argumentativer Sexarbeitsfeindlichkeit und Diskriminierung von Sexarbeiter*innen in Fachvorträgen, Workshops und Veröffentlichungen.

Als bufaS e.V. stehen wir mit unserem Leitbild „…aus unserem Selbstverständnis heraus, mit der Hurenbewegung und im Sinne der Sexarbeiter*innen aktiv zu werden und Gesellschaft und Politik mitgestalten und verändern zu können. Wir möchten auf nationaler und internationaler Ebene unsere Forderungen einbringen und die solidarische Vernetzung vorantreiben, denn: Sexarbeiter*innen verdienen Respekt und die Anerkennung ihrer Menschenrechte!“

Alle 30 Mitgliedsorganisationen mit mehr als 40 Beratungsstellen für Sexarbeiter*innen des bundesweiten Bündnis der Fachberatungsstellen beraten, begleiten und unterstützen seit Jahrzehnten in der täglichen Arbeit tausende Sexarbeiter*innen bei der Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen. Seit Jahren sieht sich der bufaS e.V. ebenfalls von Seiten Vertreter*innen des ‚Bündnis Nordisches Modells‘ mit der Argumentation konfrontiert, diverse Fachberatungsstellen für Sexarbeiter*innen seien Teil der sogenannten ‚Prostitutions- und Zuhälterlobby‘. Diese Argumentation stigmatisiert und kriminalisiert nicht nur Sexarbeiter*innen, sondern setzt zielgerichtet die fachliche soziale Arbeit, die Fachberater*innen leisten herab. Hier wird versucht ein ganzes Unterstützungsnetz im Namen des Gewaltschutzes argumentativ in der Öffentlichkeit zu diskreditieren und zu kriminalisieren.

Als Verbündete und Unterstützer*innen von Sexarbeiter*innen ordnen wir die Argumentationen von Befürworter*innen eines Sexkaufverbotes als politische Strategie ein, vor allem langfristig und perspektivisch Sexarbeit zu kriminalisieren. Dafür wird derzeit insbesondere die prekär arbeitende vulnerable Gruppe migrantischer Sexarbeiterinnen (es wird hier überhaupt nur von Frauen gesprochen) benutzt, um moralisch gegen Prostitution zu argumentieren. Diese Argumentation manifestiert diverse Diskriminierungsformen aufgrund von Herkunft, Klasse, Migrationsgeschichte, Geschlecht u.a.. Die Vielfalt in der Sexarbeit wird komplett ignoriert. Zudem wird besonders der Gruppe migrantischer Sexarbeiter*innen eine Opferrolle zugeschrieben (Viktimisierung) und die mündige Entscheidung für Sexarbeit wird angezweifelt bzw. abgesprochen. All das richtet sich prinzipiell gegen die Sexarbeiter*innen und wird folglich als Sexarbeitsfeindlichkeit benannt.

Als Bündnis der Fachberatungsstellen akzeptieren wir nicht, dass Sexarbeiter*innen, (die ohnehin weitestgehend aus dem politischen Diskurs ausgeschlossen sind) wenn sie aktiv Diskriminierung und Sexarbeitsfeindlichkeit sichtbar machen und dagegen vorgehen, mundtot gemacht werden.

Wir fordern deshalb eine diskriminierungssensible und sexarbeitsfeindlichkeitsfreie Auseinandersetzung mit dem Thema Sexarbeit.

Sexarbeiter*innen verdienen Respekt und die Anerkennung ihrer Menschenrechte!

Artikel von Sibell Schick zum Thema